Katharina Mähring hat dieser Tage viel vor dem Fernseher zu tun. Das Erste und das ZDF übertragen die Olympischen Spiele von Rio. Für bestimmte Wettkämpfe, besonders für die Leichtathletik-Wurf Wettkämpfe, stellt sich Katharina auch einen Wecker für die Nacht. Für die 21-Jährige sind die Spiele etwas Besonderes, denn sie gehört selbst zu den besten Leichtathlet*innen in Deutschland, mit bester Aussicht als Hammerwerferin bei kommenden Spielen selbst um Medaillen und Platzierungen kämpfen zu können.
Wie verfolgt eine Athletin die Spiele vor dem Fernseher?
Zwei Trainingskameradinnen, Charlene Woitha und Betty Heidler, sind ja nun bei den Spielen dabei. Jetzt bin ich mit Eifer dabei so viel wie möglich aus Rio mitzubekommen, das ist jetzt natürlich nicht so einfach wie vor vier Jahren in London als ich mit dem GOYC (German Olympic Youth Camp) vor Ort war. Aus Sicht der Athletin in mir achte ich womöglich mehr auf die sportliche Leistung und den Trainingsaufwand der dahinter steckt als auf die Stadt und die Menschen, die bei Olympischen Spielen mitwirken, aber ich kenne die Sicht eines „Nicht-Athleten“ ja nicht.
Mit wem fieberst Du besonders mit und warum?
Es war faszinierend das Szenario der Nicht- und dann das der Nachnominierung von Charlene mitzuerleben. Jetzt fiebere ich ganz besonders bei den Athlet*innen mit, die ich aus dem Training in Berlin oder aus meiner ehemaligen Trainingsgruppe gut kenne. Das sind aus Stuttgart Lena Urbaniak und Tobias Dahm sowie natürlich Nico Kappel, der seine Spiele aber erst Anfang September hat. Auch mit den Diskuswerfer*innen fiebere ich mit. Robert Harting und Julia Fischer kenne ich ja aus dem Kraftraum und aus dem Wurfhaus in Berlin.
Sind Thomas Bach und das IOC feige?
Als feige würde ich das nicht bezeichnen. Ich habe Thomas Bach in London persönlich kennengelernt und habe einen positiven Eindruck. Er ist Politiker und versucht das Beste aus der jetzigen Situation zu machen. Kritisch müssen wir alle sein.
Die Öffentlichkeit hadert doch nach den Dopingskandalen wieder sehr mit dem Sport, mit den Spielen. Hattest du schon mal den Gedanken alles zu schmeißen?
Nein, natürlich werde ich nicht alles hinschmeißen! Ich kämpfe in jeder einzelnen Sekunde. Leistungssport ist eine Lebenseinstellung und ich werde so hart trainieren müssen, dass ich besser bin als alle anderen Athleten der Welt, egal wie hart die anderen trainiert oder welche Mittel sie zu sich genommen haben. Auch wenn dieser Weg manchmal ziemlich schwer ist und etwas nicht klappt, ich werde mein Ziel nicht aus den Augen verlieren.
Hast du mit russischen Sportler*innen besseren Kontakt?
Ich habe keinen direkten Kontakt zu russischen Sportlern. Ich kenne einige, die ich auf Wettkämpfen getroffen habe und verfolge diese auf Social Media-Kanälen. Sergej Litvinov zum Beispiel. Er vertritt seine Meinung gegenüber dem russischen Doping strikt. Wir brauchen Sportler wie Litvinov, um den Olympischen Geist aufrecht zu erhalten. Robert Harting hat als deutscher Sportler ebenfalls Stellung zu diesem Problem bezogen. Whistleblower Julija Stepanowa hat einen guten und wichtigen Schritt in die Richtung des sauberen Sports gemacht und sollte dafür nicht büßen. Darja Klischina ist auch eine Athletin, die unter den Entscheidungen leiden musste. Klischina soll schon länger in den USA trainieren und keine Verbindung zum Staatsdoping in Russland gehabt haben.
Wann sehen wir Dich bei den Olympischen Spielen?
Ich hoffe ich schaffe die Norm für die Spiele 2020 in Tokio schon. Ansonsten spätestens 2024. Das wäre mein Traum.
Katharina Mähring ist auch STRAIGHT Autorin. In der aktuellen 5. Ausgabe erschien ein Interview von ihr mit den beiden Handballerinnen Susann Müller und Nina Wörz.