Filmtipp: Immer der Nase nach

Kultur, Magazine

Written by Felicia Mutterer

22. August 2021

Es ist eine Binsenweisheit: Veränderung gehört zum Leben? Aber wie umgehen mit einem neuen Lebensabschnitt? Genau darum dreht sich der neue ZDF-Film „Immer der Nase nach“ von Regisseurin Kerstin Polte.

Story in kurz: 

Aussortiert – und das mit knapp 50! Beruflich wie privat fühlt sich Schaufensterdekorateurin Tanja (Claudia Michelsen) ins Off geschickt. Ein Auftrag nach dem anderen bricht weg, und der Auszug ihrer Tochter macht ihr endgültig klar, dass ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Zunächst reagiert die frisch Geschiedene eher erschreckt. Im Gespräch mit ihrer besten Freundin Imke (Corinna Harfouch) entwickelt Tanja Kampfesmut und stürzt sich in ein gewagtes Pitchverfahren um die Schaufenstergestaltung einer hippen jugendlichen Kleiderkette.

 

 

Hinter dem Film steckt Kerstin Polte. Die preisgekrönte Regisseurin schrieb das Buch zum Film und führte Regie.  Über „Immer der Nase nach“ sagt sie:

Die Lebenszyklen von Jobs, Produkten und Beziehungen werden immer kürzer. Dementsprechend groß ist der Druck, sich in immer kürzeren Abständen neu zu erfinden. Schließlich leben wir im Zeitalter der unbegrenzten Ich-Möglichkeiten. Aus Angst, abgehängt zu werden, überladen wir unser Leben mit Projekten und Optimierungsmaßnahmen, gehen auf die Suche nach unserem perfekten Zukunfts-Ich, Atem- und Zeitnot inklusive. Und rennen doch permanent an uns vorbei. Wir ertragen es kaum noch, mal nichts zu tun – irgendwie vermittelt ständige Bewegung ja das Gefühl vorwärts zu kommen – doch meist hält uns unser Lebenstempo eher davon ab, in Verbindung zu kommen mit uns, unseren Gefühlen, den Menschen um uns herum.

„Immer der Nase nach“ erzählt nicht nur von einer Welt der Einzelkämpfer*innen, die nach und nach zusammenbricht, sondern ist auch ein Plädoyer dafür, mal innezuhalten, im Moment anzukommen und wahrhaftig zuzuhören. Sich selbst und allen anderen.

Ich selbst bin aufgewachsen ohne Bilder, Vorbilder, Begriffe, Geschichten, die mir von mir erzählt haben. Umso mehr geht es mir darum, in meinen Filmen die Welt erzählerisch zu erweitern, Aufmerksamkeit zu verlagern, neue Perspektiven einzunehmen, Vorbilder zu erschaffen und eben zuzuhören. Es geht mir darum, im gesamten filmischen Prozess Sichtbarkeit, Repräsentation und Teilhabe aller zu ermöglichen und Vielfalt vor und hinter der Kamera zu schaffen und zu feiern.

Deswegen erzähle ich in diesem Film bewusst feministisch und divers: Frauen werden nicht auf ihr Äußeres reduziert, es geht nicht um Falten oder Attraktivitätsverlust. Altersunterschiede spielen keine Rolle, Frauen verbünden sich selbstverständlich, Männer sind nur selten Gesprächsthema und auch nicht die Erlösung. Das Hauptthema zieht sich in Variationen quer durch das Ensemble, unabhängig von Gender, Alter, Herkunft, sexueller Orientierung et cetera. Sowohl bei den Figuren als auch bei der Besetzung spielt Diversität eine Rolle, wird aber nie als Problem erzählt, sondern immer beiläufig und selbstverständlich. Für mich ist damit „Immer der Nase nach“ auch ein Sehnsuchtsfilm und ein schönes Beispiel dafür, dass vielfältiges, utopisch-gesellschaftliches Erzählen in der Primetime angekommen ist.

Weiterführende Links:
„Immer der Nase nach“ in der ZDF Mediathek.
Kerstin Polte im Podcast „QUEERKRAM“

 

Quelle: ZDF 

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