Gleichberechtigung erst in 133 Jahren?

Karriere, Magazine, We fight

Written by Straight Redaktion

8. März 2022

Wer einen Blick in den Global-Gender-Gap-Bericht des Weltwirtschaftsforums (WEF) wirft, dem wird klar: Geschlechtergerechtigkeit ist eine lahme Ente. Wenn die Gleichberechtigung der Geschlechter weiterhin so langsam wie aktuell voranschreitet, können Frauen weltweit erst in mehr als 133 Jahren mit Gleichbehandlung in allen Bereichen rechnen. Wir finden, dieser Prozess muss schneller gehen. Deswegen unterstützen wir eine Initiative zur Sichtbarkeit von Frauen und Gleichberechtigung.

Anlässlich, aber nicht wegen des Weltfrauentags, beteiligt sich STRAIGHT an der Kampagne KEINE VON VIELEN des Kölner Frauen-Business-Netzwerks „Macherinnen“.  Diese wird gemeinsam mit dem Out-Home-Spezialisten Ströer umgesetzt und weist auf den anhaltenden Missstand hin, dass Frauen in vielen Bereichen des Berufslebens unterrepräsentiert sind. Von Wissenschaft über Medizin, Politik, Medien, Entrepreneurship, Sport oder Raumfahrt bis hin zur Spitzengastronomie – überall sind weniger Frauen als Männer in den Top-Positionen zu finden. Zwölf Frauen aus dem Kölner Netzwerk stehen für Fakten in verschiedenen Branchen.

Sterneköchin Julia Komp macht sich stark für mehr Frauen in der Spitzenküche

Spitzenköchin Julia Komp gehört zum illustren Kreis der Sterneköch*innen mit eigenen Restaurants in Köln. In Deutschland gibt es 328 Sterneköch*innen. Davon sind lediglich 13 Frauen. Interessant ist es auch, dass die Gesamtzahl von Köchinnen und Köchen in etwa gleich ist, nur eben in der Spitze klafft die Verteilung auseinander. 

Meral Saraldi macht sich stark für Frauen in der Medizin

Eine ähnliche Verteilung der Spitzenjobs kennt auch die Ärztin Meral Saraldi. Sie ist Oberärztin bei den Kliniken der Stadt Köln und weist daraufhin, dass in leitenden Funktionen nur zehn Prozent Frauen zu finden sind. Dabei liegt der Frauenanteil im Medizinstudium bei nahezu 70 Prozent. Gleichberechtigung sieht anders aus. 

Felicia Mutterer macht sich stark für Frauen im Sport

STRAIGHT Gründerin Felicia Mutterer und Chefin der Podcastfirma Achtung! Broadcast gehört ebenfalls zum Kreis der Botschafterinnen. „Schon früh habe ich bemerkt, dass hier etwas schief läuft. Während Jungs selbstverständlich kicken durften, musste ich aufhören, weil für Mädchen kein Team vorgesehen war. Als Sportjournalistin hat mich der Fakt, dass vornehmlich Männer über Männer berichten, dann regelrecht geärgert. Mein Gerechtigkeitssinn fordert ein Fairplay der Chancen und ein Ende der männlichen Dominanz.“ Auch deswegen gründete die ehemalige Sportmoderatorin 2015 gemeinsam mit ihrem Team das Magazin STRAIGHT. Damals ging es darum, mit einer selbstverständlichen Ansprache die unterrepäsentierten queeren Frauen sichtbarer zu machen und gleichzeitig Stereotypen aufzubrechen. Sechs Printmagazine sind erschienen, außerdem gab Audible 2017 STRAIGHT als ersten fem-queeren Podcast in Deutschland heraus.

Das Ziel mehr Diversität und Gleichberechtigung der Geschlechter im Sport zu schaffen, verfolgt Felicia bereits seit ihrem Berufsstart. Zuerst bei der Badischen Zeitung, dann in den Sportredaktionen des SWR und rbb. Mittlerweile ist sie als Expertin für die gesellschaftliche Rolle des Sports in den Medien präsent und produziert seit 2018 den staffelweise erscheinenden Podcast Sportsidols. Bei diesem Audioformat stehen Frauen aus dem Sport im Mittelpunkt. Der Podcast war das erste dieser Art in Deutschland, Felicia über ihre Motivation: „Es kann doch nicht sein, dass 85 Prozent der Berichterstattung im Sport von Männern handelt und dass Frauen am Existenzminimum rumkicken, während die Männer durch den den Fußball zu Multimillionären werden.“

Gender Pay Gap im Fußball besonders eindrücklich

Dazu dieser Fakt: 1.700 Fußballspielerinnen der internationalen 7-Top-Ligen verdienen nur 100.000 Euro mehr als Neymar alleine. Sein geschätztes Jahresgehalt beträgt ca. 43,8 Millionen US-Dollar. Eine gute Nachricht, dass sich die Einkommenslücke zwischen den Geschlechtern, bei Gender Pay Gap im Fußball etwas tut, gibt es aber auch. Im Februar 2022 gab der US-Fußballverband bekannt, dass das Frauenteam nach jahrelangem Kampf nun tatsächlich gleich bezahlt werden soll wie die Männer. Ein Meilenstein. Eine Blaupause für andere Verbände, im Idealfall.

Einkommenslücke geht in Deutschland leicht zurück

Im Fußball ist der Gender Pay Gap zwischen den Geschlechtern besonders groß. Aber es gibt diesen anhaltend nicht nur dort. In Deutschland haben Frauen im Jahr 2021 durchschnittlich deutlich weniger verdient als Männer. Die Einkommenslücke blieb im Vergleich zum Vorjahr mit 18 Prozent unverändert. Das hat das Statistische Bundesamt berechnet. Laut der Behörde in Wiesbaden verdienten Frauen durchschnittlich 19,12 Euro brutto pro Stunde – das sind 4,08 Euro weniger als Männer (23,20 Euro). 2020 hatte die Differenz noch 4,16 Euro betragen. Beim Blick zurück zeigt sich, dass in den vergangenen 15 Jahren der geschlechterspezifische Verdienstabstand in Deutschland zurück gegangen ist. Im Jahr 2006 verdienten Frauen in Deutschland demnach im Schnitt noch 23 Prozent weniger als Männer.

Sichtbarkeit macht erfolgreich und schafft Vorbilder

„KEINE VON VIELEN zeigt wie weiblicher Erfolg aussehen kann“ Ums Vorbild sein, darum geht es auch bei der Kampagne. „KEINE VON VIELEN. Sie gibt erfolgreichen Kölnerinnen ein Gesicht und zeigt, wie unterschiedlich weiblicher Erfolg aussehen kann. In Deutschland gilt leider immer noch, je höher die Position, desto weniger Frauen sind vertreten. Von einer gleichberechtigten Teilhabe von Frauen in allen Bereich der Gesellschaft sind wir daher immer noch weit entfernt“, erklärt Netzwerkgründerin Marie-Christine Frank ihre Motivation hinter der Kampagne und dem Netzwerk. Die Botschafterinnen des Kölner Netzwerks “Macherinnen” wollen andere Frauen und junge Mädchen ermutigen, an ihr Potenzial zu glauben und sie motivieren, sich gegenseitig auf dem Karriereweg zu unterstützen. Dafür steht das Netzwerk, das sich kurz vor der Pandemie im November 2019 gründete und zu dem mittlerweile rund 200 Kölnerinnen zählen.

Die Kampagne zur Geschlechtergerechtigkeit wurde zusammen mit der Berliner Agentur Sunny Sundays, der Kölner Agentur Drei Brueder Kommunikation und Beratung und uns, STRAIGHT, anlässlich des Weltfrauentags 2022 entwickelt. Die Kampagnenmotive fotografiert hat der Kölner Fotograf Dirk Loerper. Weltfrauentag ist immer am 8. März. Weltweit gehen Frauen für ihre Rechte an die Öffentlichkeit. Historisch geht er auf die sozialistische und sozialdemokratische Arbeiterbewegung vor dem Ersten Weltkrieg zurück. 1977 führten die Vereinten Nationen den Weltfrauentag als offiziellen UN-Tag ein. In Berlin ist der Weltfrauentag ein offizieller Feiertag. 

Headerfoto: Ströer / Nicola Winter: Noch die war eine Frau aus Deutschland als Astronautin im All. Das will die Raumfahrt-Ingeneurin Nicola Winter ändern. 

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