„Wir denken immer, dass uns etwas fehlt oder wir etwas Neues brauchen. Dabei vergessen wir, wie es anderen Menschen geht. Wir könnten diese Menschen in Aleppo sein, wir sind es nur nicht, weil wir Glück haben“, sagt Ildiko Virag. Die Berliner Künstlerin vom Kollektiv Who’s That Girl – einer Plattform zur Förderung der Sichtbarkeit weiblicher Kunst – ist eine Denkerin. Und noch mehr: Sie gehört zu den Menschen, die nicht nur denken, sprechen und posten, sondern sich auch engagieren. Live zu erleben in der STRAIGHT Box auf der Frauenparty Girls Town.
Ildiko macht es mit Musik. Mit ihrem Song Aleppo stimmt die Singer-Songwriterin ihre Fans besinnlich. Es ist ein trauriger Song, der das Leid der Menschen in der syrischen Stadt thematisiert. So traurig die Texte, so intensiv und fesselnd die Musik. Ihr Sound bleibt hängen, die Menschen bewegen sich. Bei der nächsten STRAIGHT Box am 6.5.2017 spielt Ildiko Virag ein Benefizkonzert und sammelt Spenden für Kunst gegen Kälte. Musik gegen Kohle – das ist das Motto am Samstag in Berlin. Wohin das Geld geht, dazu gibt Jeannette Hagen, die Verantwortliche und Gründerin der Initiative „Kunst gegen Kälte“ Auskunft.
Ildiko Virag singt von Aleppo. Was hat „Kunst gegen Kälte“ damit zu tun?
Ich war im letzten Jahr 6x in Griechenland, um dort zu helfen und habe natürlich darüber viel über das Leid in Syrien erfahren. Darum ist ein Teil des Geldes meiner ersten großen Auktion auch an die Flüchtlingspaten Syrien e.V. gegangen. Wir werden sie auch weiterhin unterstützen, denn auch wenn man in den Medien nicht mehr so viel darüber hört – das Leid nicht nur in Aleppo, sondern auch in anderen syrischen Städten und Regionen ist groß. Ich bin Ildiko sehr, sehr dankbar für diesen Song. Er berührt.
Wofür wird das Geld konkret eingesetzt?
Momentan sammeln wir für das Hilfsprojekt „Lifeline“. Das ist eine Dresdner Organisation, die ein Rettungsschiff kaufen wird, um sich im Mittelmeer an Rettungsmissionen zu beteiligen. Ich habe die Initiatoren bei meinem Aufenthalt in Idomeni kennengelernt und mich beeindruckt es sehr, wie straight sie ihr Ziel verfolgen. Ich werde auch bei der Jungfernfahrt im Juli oder August mit an Bord sein, mit anpacken und den ersten Einsatz dokumentieren.
Des Weiteren fließt das Geld in Projekte, die wir selbst initiieren. Wir möchten einen Malort einrichten, den Kinder und Erwachsene (nicht nur Flüchtlingskinder) nutzen können, um sich kreativ auszudrücken. Dabei geht es nicht darum, Kunstwerke zu produzieren, sondern es gehr um die Freiheit der Kreativität. Darum, sich selbst beim Malen zu entdecken.
Was soll Kunst gegen Kälte bewirken?
Kunst gegen Kälte will effektive Hilfe leisten, Ressourcen schaffen und jene unterstützen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Ich zitiere da gern Joseph Beuys, der gesagt hat, dass Kunst die einzige revolutionäre Kraft ist. Für mich steckt in der Kunst ein wunderbares Gleichnis. Wenn ein Künstler ohne Mut oder ohne Hoffnung ist, wenn er keine Vision hat, dann entsteht auch kein Werk. Insofern kann man von Künstlern viel lernen. Wir brauchen das für unsere Zukunft, denn wenn wir wirklich etwas in dieser Welt bewegen wollen, dann sind es genau diese Aspekte, die wir einbringen müssen: Mut, Hoffnung und Visionen.
Bei der STRAIGHT Box am 6.5.2017 @ Girls Town sammeln wir Spenden für Kunst gegen Kälte. Es gibt auch die Möglichkeit, mit den Macherinnen der Initiative und Ildiko über die Projekte zu sprechen.
Info: Kunst gegen Kälte wurde von Jeannette Hagen ins Leben gerufen, um der emotionalen Kälte in dieser Welt etwas entgegenzusetzen. Was als spontan initiierte Online-Auktion begann, ist nun ein gemeinnütziges Unternehmen, das mit zwei starken Partnern an der Seite (Romy Campe von Kunstleben Berlin und Thomas Mampel vom Stadtteilzentrum Steglitz e.V.) Kunstprojekte umsetzt, die helfen, das Leben von benachteiligten Menschen ein wenig besser zu machen. Egal ob in Syrien, im Yemen, in Afrika oder vor unserer eigenen Haustür – wir von Kunst gegen Kälte sehen die Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten und wollen handeln.