Dass Frauen ein Mysterium sind, ist jedem heterosexuellem Mann aber auch jeder frauenliebenden Frau, Lesbe, klar. Die große Hoffnung war bei mir lange Zeit, dass ich als Frau – anders als der Mann – dieses Mysterium entschlüsseln kann. Failgedanke!
Meine langen, räusper, längeren Beziehungen haben wohlwollend gesehen durchaus dazu beigetragen, dass ich eine bestimmte Frau in singulären Momenten besser einzuschätzen lernte. Deswegen mag ich diese Form des Zusammenseins mit einer Frau auch am allerliebsten. Aber diesen Zustand zu halten ist schwierig, noch größer ist das Problem diese Verbindlichkeit überhaupt auf die Reihe zu bekommen. Unsere Kolumne von Tessa Weiß.
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So viele Neins zum Ja
Auf dem Weg in eine Beziehung habe ich mich damit abgefunden, Frauen gar nicht mehr zu verstehen. So viele Irrungen und Wirrungen. So viele Neins zum Ja. Ich habe selten so viele falsche Straßennamen – Metapher! – gesehen: Auf dem Schild stand Beziehungs-Allee, ich habe mich dann aber in der „friends-with-benefits-Gasse“ vorgefunden, umgedrehte Richtungsanzeigen – ich dachte, ich befinde mich auf der Autobahn nach Commitment City und ohne, dass ich es wirklich mitbekommen habe, fahre ich mit Vollgas auf „Affären, kleines Dorf, das zur Kreisstadt Lesbenhausen gehört, zu. Oder – und dann höre ich mit dem Straßendingsbums auf – man fährt die ganze Zeit seine Runden im Kreisverkehr und hat so gar keine Ahnung, welche Abfahrt denn jetzt die richtige ist. Und so fährt man Runde um Runde bis man völlig ohne Orientierung ist. Übel ist einem auch noch, sodass man das alles irgendwann zum Kotzen findet.
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Alles heißt nichts
Ich will mein Problem gerne nochmal erklären. Gängige Zeichen, woran man erkennt, dass es die Herzfrau ernst meint und eine Beziehung möchte, scheinen bei frauenliebenden Frauen nicht zu gelten. Selbst wenn man nur noch zusammen auftritt, sich anfasst, küsst, verreist, in der Wir-Form redet und zusammen nach Hause geht, heißt das alles, nur nicht unbedingt, dass man in einer Beziehung mit Aussicht auf Perspektive ist. Das gilt auch bei der Frage, ob man mit ein paar FreundInnen essen geht, der Abend sich als klassischer Pärchenabend entpuppt und das nächste Treffen zu viert oder sechst schon plant, weil das natürlich sehr viel mit Freundschaft, nicht aber unbedingt damit zu tun, dass man sich in einer Beziehung befindet. Alles heißt nichts. Bloß nicht nach Bedeutung suchen. Das Vergnügen zählt. Eine meiner guten Freundinnen benennt dieses Phänomen immer wie folgt „Wasch mich, aber mach mich dabei nicht nass.“ Aber warum ist es denn bitte so schwer, sich eine Chance geben, eine Beziehung zu benennen und seinem Gegenüber dann auch die entsprechende Sicherheit zu geben? Was gibt es dabei zu verlieren? Ich verstehe das nicht. Sieht denn außer mir keine Frau die Chance mit einem Ja etwas zu gewinnen, auch wenn Unsicherheiten existieren? Die Vorzüge einer Beziehung, die wohlbemerkt ohne Label daherkommt, genießen die Frauen ja gerne: Sonntage miteinander verbringen und Tatort guckend auf der Couch liegen, Sex haben, nicht mehr allein von einer Party gehen, abends anrufen und vom Tag erzählen, anstehende Entscheidungen besprechen und so weiter, die Liste ist lang und individuell. Sie wird auch abgelebt bis ein Hauch von Anspruch angemeldet wird. Dann wird der undefinierte Status wieder definiert „Du weißt schon, dass wir keine Beziehung führen.“
Traut Euch!
Ok. Also fort mit den Ansprüchen. Einfach den Moment nehmen. Freiheit genießen. Mein Problem nur: Ich funktioniere so nicht. Und ich glaube auch nicht daran. Meines Erachtens gehören Ansprüche zu jeder menschlichen Beziehung. Im Beruf, in der Familie, in Freundschaften und natürlich zu jeder Liebesbeziehung. Daher liebe Frauen: Macht aus diesem Nein ein Ja und traut Euch! Es impliziert die größere Chancen als dieses Nein-Geeiere.