Seit 2005 ist die Schauspielerin Luise Helm auch ein bisschen Scarlett Johansson. Die Berlinerin ist seitdem die deutsche Synchronstimme des Hollywood-Stars. Jede Atmung, jedes Wort, jedes Stöhnen – im Deutschen übernimmt Luise alles für die US-Amerikanerin in deren Filmen.
Luise Helm und das Mikrofon haben eine lange Historie. Bereits als Kind lieh die gebürtige Berlinerin anderen ihre Stimme. Mittlerweile ist Luise in vielen Filmen und Hörbüchern zu hören. Neben Scarlett Johansson spricht übrigens auch Megan Fox bestes Luise-Deutsch. Das Synchronsprechen liegt bei ihr in der Familie. Ihr Vater Gunnar Helm übt den Beruf ebenfalls aus, ihre Schwester Anne Helm war zuletzt die deutsche Stimme von Ellen Page.
Als Synrchonsprecherin ist Luise Helm eine feste Größe. Vor der Kamera ist sie auch gefragt. Bereits 2003 erhielt sie für ihre Rolle als Merle in dem Film Königskinder den Deutschen Fernsehpreis als beste Nachwuchskünstlerin. Heutzutage ist sie unter anderem beim Polizeiruf 110 oder bei STRAIGHT FAMILY zu sehen.
STRAIGHT FAMILY
Die Serie startet am 11. September 2018 bei funk. In dem 5-teiligen Episoden-Format steht die heile Familienwelt auf dem Prüfstand. Es geht um Fragen wie: Was macht Familie heute aus, was ist normal? Luise übernahm in dieser Produktion eine lesbische Rolle. Sie spielt Lara, die ein Familientreffen für ihr Coming out nutzen möchte. Obendrein hat sie einen Bruder, der mit seinem Freund Mehmet eine queere Eckkneipe betreibt – wovon nicht alle in der Familie wissen dürfen.
STRAIGHT FAMILY fängt das Lebensgefühl der Anfang-20-Jährigen auf der Suche nach dem eigenen Ich in Zeiten fragiler Identitäten ein.
Luise Helm ist froh um das neue Format und fordert mehr Produktionen mit solchen Stoffen: „Wir brauchen queere Menschen in den Vorabendserien und im Mainstream TV. Ich glaube, dass alle davon profitieren. {…} Wir leben immer noch in einer Gesellschaft, wo viel Bohei um z.B. schwule Kommissare gemacht wird. Da gibt es extra Themenabende dann dazu.“
In der Selbstverständlichkeit ist das Lieben und Leben von den sogenannten LGBTQI*-Menschen noch nicht angekommen. Sexuelle Orientierung markiert. Gerade Schauspieler*innen stecken hier in einem Konflikt: Sie leben von der Tatsache, dass sie Projektionsflächen sind. Fallen sie mit ihrem Privatleben auf – hier reicht der schlichte Fakt, eine gleichgeschlechtliche Beziehung zu führen – taugt das als extra Merkmal und kann ein Aus für Rollen bedeuten.
„Es gibt keinen Fake-Boyfriend“
Während daher viele Schauspieler*innen darauf verzichten, offen mit ihrer eignen sexuellen Orientierung umzugehen, ist Louise entspannt mit ihrem Queer-sein. Im STRAIGHT Podcast, Folge 14, äußerte sich Louise zu diesem Prozess: „Ich habe erst Ende 20 realisiert, dass ich auf Frauen stehe. {…} Meine Agentin hat zunächst davon abgeraten, damit offen umzugehen, da es sich negativ auf meine Karriere auswirken könnte. Aber wir hatten immer einen Deal: Wenn ich direkt gefragt werde, werde ich nicht lügen und es gibt keinen Fake-Boyfriend!“
Mit ihrer Offenheit übernimmt Luise Helm mittlerweile eine wichtige Rolle für die Sichtbarkeit. Erst durch Vorbilder und Repräsentation wird die Frage der Relevanz und Stigmatisierung an Bedeutung verlieren und es erleichtert anderen Identifikation. Das alles ist Luise bewusst: „An meiner Schule in Berlin gab es zum Beispiel keine einzige Mitschülerin, von der ich wusste, dass sie auf Frauen steht.“ Wohlwissend um all das, möchte sich Luise von diesem Thema nicht vereinnahmen lassen: „Ich habe keine Lust die Spokesperson zu sein.“
Luise Helm live gibt es am 15. September 2018 bei der STRAIGHTBox im Club Gretchen in Berlin ab 22 Uhr im Gespräch mit Felicia Mutterer.