Barbara Miller zeigt in ihrem Dokumentarfilm fünf mutige Frauen. Alle Fünf zahlen für ihren Mut einen hohen Preis. Es geht um weibliche Lust.
In Ihrem Film portraitieren Sie fünf Frauen, die unterschiedliche, negative Erfahrungen mit Sexualität und deren Umgang durch ihr soziales Umfeld machen mussten. Was hat Sie inspiriert?
Am Anfang stand für mich die Frage: Wie geht es Frauen auf der ganzen Welt in Bezug auf ihre Sexualität und was sagt das über ihre Stellung in der Gesellschaft aus. Welches System, welche Strukturen stecken dahinter, dass Frauen auf der ganzen Welt, ihre Sexualität nicht frei leben können oder wenn sie es tun, verfolgt, geächtet oder diffamiert werden.
Beim Recherchieren bin ich als erstes auf Vithika Yadav aus Indien und auf Deborah Feldman von einer ultraorthodoxen jüdischen Gemeinde in Brooklyn gestoßen. So ist die Idee entstanden, das Thema Sexualität und Frauen in Bezug auf die fünf Weltreligionen und -kulturen zu untersuchen.
Die Protagonistin Doris Wagner lebte lange in der ultrareligiösen Gemeinschaft „DasWerk“, und wurde dort von einem Priester missbraucht. Inwiefern kann man denn die extremen Erfahrungen, die die Frauen gemacht haben, auf den Rest der Gesellschaft ausweiten?
Viele der Gedanken sind in unserem heutigen Leben immer noch tief verankert, nur sind wir uns dessen oft nicht bewusst. In nahezu allen Bevölkerungsschichten, Kulturen und Religionen gibt es heute nach wie vor noch Formen des Machtmissbrauchs durch Männer bzw. in denen Männer hierarchischen Strukturen nutzen, um Frauen auszunutzen, zu dominieren, zu unterdrücken.
Eben wie Leyla Hussein es treffend im Film sagt: „Sie praktizieren das Patriarchat, die weltweite Religion.“ Aber auch konkret weibliche Dinge gegen Frauen auszuspielen: Zum Beispiel der von der weiblichen „Unreinheit“: Die indische Protagonistin Vithika, die die Aufklärungsseite „Love Matters“ betreibt, erzählte, dass sogar ihre weltoffene Mutter während der Menstruation nicht in den Tempel geht.
In Nepal schlafen menstruierende Frauen nach wie vor in kleinen Hütten außerhalb des Hauses. Die Vorstellung, dass Frauen keine selbstbestimmten sexuellen Wesen sein dürfen – das hat sich zwar ein bisschen geändert, aber es steckt noch immer tief in unseren Gesellschaften drin.
Gehen jüngere Generationen nicht freier damit um?
Der Diskurs heute ist zwar anders, aber jetzt geht es eben darum, ob man „Nein“ zu Analsex sagen darf, ob die Brüste groß genug sind – der Druck durch die Porno-Vorbilder ist sehr stark, vor allem bei den ganz jungen Frauen unter 20.
Eine offene Diskussion über weibliche Sexualität, über das was Frauen sich wirklich wünschen, findet leider immer noch viel zu wenig statt. Dass auch Mädchen und Frauen in der Erziehung dazu angehalten werden, ihren eigenen Körper zu erforschen. Dass Frauen den Mut haben, mit ihren Partnern darüber zu sprechen, was sie mögen und was nicht.
Bei uns sind seit den 60er- Jahren sicher große Fortschritte, aber immer auch wieder Rückschritte, passiert. Aber in den meisten Teilen der Welt ist eine Diskussion über Sexualität, und dann erst noch über weibliche Sexualität, bis heute schlicht unmöglich.
Quelle: Pressekit X-Filmverleih
#Female Pleasure ist am 8. November 2018 in den Kinos gestartet.
Felicia und Sonja haben sich im STRAIGHT Talking Podcast mit dem Thema Selbstbefriedigung beschäftigt – auch mit Anfassen. Die Folge könnt ihr bei audible hören.