Die „Queer Media Society“ will für selbstverständliche Sichtbarkeit von LGBTQI in Film und Fernsehen sorgen. Unserer Gründerin Felicia Mutterer hat den Kick-off des queeren Medienmacher*innen Netzwerks auf der Berlinale moderiert.
STRAIGHT: Du wirst oft für Veranstaltungen und Podien angefragt. Warum hast du dich entschieden, dieses Event als Moderatorin zu unterstützen?
Felicia Mutterer: Ich finde den Ansatz des Netzwerks super: Platz schaffen für Minderheiten in den Medien, wo derzeit vor allem das Patriachat über Inhalte regiert. Am Netzwerk gefällt mir, dass es nicht mit einer Opferhaltung an die Aufgabe geht, sondern mit Muskeln und der positiven Lust was zu verändern. Die Vielfalt der Gesellschaft auch in den Medien zu zeigen, das ist kein Monopol von Minderheiten, die sich dafür stark machen. Das muss im Interesse der Gesamtgesellschaft liegen. Wo sich Menschen wohlfühlen, sind sie stärker. Eine Binsenweisheit, aber eine Wahrheit.
STRAIGHT: Im Podium saßen der UFA Geschäftsführer Nico Hofmann, die Regisseurin Kerstin Polte, der Journalist Johannes Kram, Die Grünen-Politikerin Ulle Schwaus und der Medienpädagoge Martin Ganguly. Welche Frage wolltest du wem unbedingt stellen?
Felicia Mutterer: Och, ich habe so viele Fragen gestellt und es war mitunter eine freundlich-hitzige Diskussion.
STRAIGHT: Die Gäste im Podium haben vor der Diskussion ihre Standpunkte gepitcht, Keynotes gehalten. Welche hat dich besonders gepackt? Warum?
Felicia Mutterer: Das ist schwierig zu sagen. Alle waren sehr inspirierend. Der Journalist Johannes Kram zum Beispiel hat sehr viele schlaue Dinge gesagt. Ein Satz von ihm: „Wir können nicht verlangen, dass sich jemand als homosexuell outet, aber erwarten dürfen wir es schon.“
Wenn ich aber eine Person herauspicken muss, dann Nico Hofmann. Der Geschäftsführer der UFA ist schwul und sagte zu, sich in seinem Business noch mehr für Vielfalt einsetzen zu wollen. Wie ich, so ist auch er der Meinung, dass LGBTQI aus der Opferrolle raus und rein in die Selbstverständlichkeit muss.
Ich fand das stark. Er ist ein Mann in einer mächtigen Position im Medienzirkus und mit einer klaren Haltung. Trotz seiner Homosexualität ist das keine Selbstverständlichkeit, denn wir leben in einer Welt, die eben noch immer zuverlässig heteronorm tickt.
STRAIGHT: Wer saß im Publikum?
Felicia Mutterer: … auch viele Schauspieler*innen. Die sicher genau wissen, was ich meine, wenn ich sage, dass die Welt heteronorm tickt. Minderheiten werden in den Medien noch nicht ausreichend, nicht annähernd repräsentativ gezeigt. Hinter den Kulissen gibt es keine diverse Zusammensetzung der Crews. Und queere Schauspieler*innen haben es noch immer schwer, zu ihrer Lebensweise zu stehen ohne damit eine Besetzung als Hetero zu riskieren. Fakt ist doch, Heterosexuelle bekommen für die Rolle von Homosexuellen Preise, homosexuelle Schauspieler*innen dagegen im Zweifel keine Rollen mehr.
STRAIGHT: Das war der Kick-off für die „Queer Media Society„. Machen solche Netzwerke Sinn für dich als Gründerin, als engagierte Feministin, als Macherin? Warum?
Felicia Mutterer: Es bündelt die vielen tollen Einzelkämpfer*innen in den Medien. Es gibt schon viele fortschrittliche Initiativen und Macher*innen. Die zusammen zu bringen, frei auch von Ideologien, wird helfen, wirklich laut zu werden. Danke dem Initiator und Regisseur Kai S. Pieck.
STRAIGHT: Zum Schluss: Welchen Film hast du zuletzt gesehen, der dich mit seiner Dosis an Queerness überzeugt hat?
Felicia Mutterer: The Favourite. Mehr dazu auch in unserem Podcast STRAIGHT Talking und hier auf STRAIGHT. Hoffentlich bekommt der Film einen Oscar. Denn hier spielen Frauen die Hauptrolle, die selbstverständlich miteinander ins Bett gehen und sie kommen dabei bestens mit und ohne Männer aus – die bleibt übrigens sowohl im Film als auch im Leben der Frauen in der Nebenrolle.