„Ich hab mich normal gefühlt, ich war ja verliebt, aber für die anderen ist man anders.“ Auszug aus einem Interview der Studie des Vereins „Lola für Demokratie in Mecklenburg-Vorpommern e.V.“. In der Expertise werden die Alltagserfahrungen von Lesben, Schwulen und Trans* an Schulen in Mecklenburg-Vorpommern untersucht, dokumentiert anhand von Interviews: „Homo- und Trans*feindlichkeit in Mecklenburg-Vorpommern“, der ersten umfangreichen Studie zu Lesben, Schwulen, Trans* in diesem Bundesland. Das Ergebnis ist: Diskriminierung ist Alltag – Selbstorganisationen müssen gestärkt werden, um Hilfe und Unterstützung vor Ort gewährleisten zu können.
Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder und Jugendliche,
die sich nicht eindeutig zu traditionellen Vorstellungen von Mann- und Frausein zuordnen
und/oder sich als LST* in der Schule outen, verschiedene Erfahrungen machen. Erlebnisse
von Diskriminierung und Ausgrenzung spielen dabei eine große Rolle. Die Mehrheit aller befragten
Schüler_innen befürwortet Gleichberechtigung und Akzeptanz für LST*Lebensweisen
auf einer abstrakten Ebene. Je eindeutiger jedoch nach persönlichem Empfinden und eigenem
Handeln gefragt wird, desto stärker ist die Ablehnung gegenüber LST*. Alle Befragten reden
wenig über Sexualität im Allgemeinen, kaum über Homosexualität, über Trans* fast gar nicht.
Wenn hierüber geredet wird, geschieht dies am ehesten mit Freund*innen, wenig mit Müttern,
kaum oder gar nicht mit Vätern. Wie ältere Studien auch, belegen diese Ergebnisse, dass
Jungen homo- und trans*feindlichen Aussagen in etwas höherem Maße zustimmen. Insgesamt
dominiert bei Jugendlichen eine Orientierung an traditionellen Geschlechterrollen entlang der
biologisch argumentierenden Annahme von zwei Geschlechtern. Diese Orientierung begünstigt
die Ablehnung von Menschen jenseits der geschlechtlichen und sexuellen Norm. Zudem –
so zeigen die Ergebnisse – stehen homo- und trans*feindliche Einstellungen bei jugendlichen
Befragten mit weiteren Ausprägungen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in einem
Wechselverhältnis, insbesondere antimuslimischem Rassismus. Eine vergleichende Studie,
die im Rahmen dieser Expertise an zwei Schulen im Bundesland durchgeführt wurde, zeigt
den Einfluss des Schulklimas auf diese Einstellungen: Ein positives Schulklima im Sinne eines
wertschätzenden Umgangs miteinander und gelebtem diskriminierungssensiblen, demokratischen
Alltag wirkt sich positiv auf Haltungen der Schüler_innen in Bezug auf sexuelle und geschlechtliche
Vielfalt sowie Differenz im Allgemeinen aus.
Für die Studie wurden 20 narrative Interviews mit Lesben, Schwulen, Trans* im Bundesland geführt sowie Gruppendiskussionen mit elf Teilnehmenden. Für den Fokus Jugend und Schule liegt eine Fragebogenerhebung und die Auswertung von 18 Gruppendiskussionen mit 90 Schüler_innen an zwei Schulen in Mecklenburg-Vorpommern vor.
Die aufgearbeitete Expertise gibt es hier und erscheint innerhalb des Modellprojekts „un_sichtbar. Lesben, Schwule, Trans* in Mecklenburg-Vorpommern“, gefördert durch das Bundesprogramm Demokratie leben! vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie der Dreilinden gGmbH.
Quelle: Pressemitteilung des Vereins „Lola für Demokratie in Mecklenburg-Vorpommern“
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