Bier ist eine Bastion der Männlichkeit. Es geht auch anders. Katharina Kurz macht das vor. Die gebürtige Fränkin ist Gründerin und Geschäftsführerin der Biermarke Craft Beer Brauerei BRLO.
BRLO ist die altslawische Herkunft des Wortes Berlin. „Berlo“ wird es gesprochen, zumindest wenn es nach Katharina Kurz geht. Und sie muss es wissen. Die promovierte Unternehmerin ist die Urheberin des Ganzen. BRLO, so heißt das Bier, das Katharina Kurz gemeinsam mit ihren zwei Partnern Christian Laase und Michael Lembke braut. Nun im eigenen schicken wie hippen BRLO BRWHOUSE.
Katharina kommt aus Franken und liebt Bier. Konsequenterweise macht sie seit 2014 ihr eigenes, aber nicht in Franken, sondern, wie der Name schon sagt, in Berlin. Nach einem BWL-Studium, der Arbeit in einem großen deutschen Verlagshaus und einer Promotion war es Zeit für etwas Neues, etwas ganz Neues. Jenseits der großen Konzerne. „Mich hat’s überhaupt nicht mehr inspiriert in so eine große Maschinerie reinzugehen. Mir hat das Herzblut und das Bauchgefühl dafür gefehlt. Und dann dachte ich: Ich würde gerne selbst was gründen, hab aber irgendwie keine Idee.“
Also erst mal raus aus Deutschland, um der Ideenkrise zu entfliehen. In Australien kam dann die zündende Idee – in einem „Bottleshop“. Die Vielfalt und der Erfindungsreichtum der australischen Craft-Beer-Szene ermutigten Katharina, auch die deutschen Bartresen und Bierregale zu bereichern. Der Grundstein für BRLO, dem “Best new Brewer 2015 Berlin“, war gelegt.
„Dann bin ich nach Hause gekommen und hab mit meinem guten Freund und jetzigen Geschäftspartner Christian gesprochen, ob man nicht mal als Hobbyprojekt eine kleine Biermarke gründet. Und da er auch schon mit dem Gedanken gespielt hatte, waren wir direkt so begeistert von der Idee, dass wir einfach losgelegt haben. Und das war die beste Entscheidung meines Lebens.“
Beer statt Bier
Nachdem dann über einen Aushang auch der Dritte im Bunde, der Braumeister Michael, ins Boot geholt wurde, nahm das Projekt endgültig Gestalt an. Die Rezepte wurden ausgearbeitet und die Marke entwickelt. Seitdem ist BRLO Teil der immer größer werdenden Craft-Beer-Szene in Deutschland. Craft Beer ist Bier, das nicht zwingend nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut wird. Stattdessen geht es um größtmögliche Vielfalt. Hierzulande darf es sich deswegen nicht „Bier“ nennen.
„Aber wir sagen, wenn deine Rohstoffe von hoher Qualität sind, was natürlich eine Grundvoraussetzung ist, warum sollst du dann deine Kreativität so einschränken?“
Offensichtlich sehen das viele junge Bierbrauer*innen so, denn die Szene wird stetig größer. Mittlerweile kann man vor allem in Großstädten immer verrücktere und vielfältigere Biersorten genießen. Herübergeschwappt ist dieser Trend aus den USA. „Das Thema Craft Beer hat ja in den USA begonnen – und so ein bisschen aus der Not heraus, weil die nur wässriges, schlechtes Bier hatten. Und dann haben Hobbybrauer angefangen, alte Bierstile neu zu interpretieren und neue Biere zu kreieren. Und in Deutschland gibt es zwar, anders als in Amerika, eine unglaublich hohe Grundqualität, aber die Auswahl ist einfach ziemlich langweilig. Also macht es auch hier Sinn, eine größere Vielfalt zu schaffen.“
Frauen sind Zielgruppe
Außerdem, betont Katharina, helfe Craft Beer, das in Deutschland noch immer vorherrschende Bild des Männergetränks zu unterlaufen. „Frauen werden von der deutschen Bierindustrie ja total belächelt. In der Werbung gucken immer irgendwelche Typen Fußball und die Frau bringt das Bier. Nur wenn es um Biermischgetränke gibt, sind auch Frauen Zielgruppe.“
Der traditionelle Biermarkt sei eben insofern eine Männer-Revier, als dass Frauen von den großen Marken absolut vernachlässigt werden. Deshalb ist es Katharina wichtig, mit BRLO eine geschlechtsneutrale Biermarke geschaffen zu haben. Das zeigt sich an ihren Kund*innen und den Besucher*innen ihrer Website und des Biergartens. Hier herrscht(e) ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Männern und Frauen. Für die männerdominierte Craft-Beer-Szene insgesamt, lässt sich das allerdings nicht sagen. Hier zählen Frauen nach wie vor eher zu den Kund*innen und Kritiker*innen als zu den Brauer*innen und Unternehmer*innen. Aber es ändert sich. Dank Frauen wie Katharina Kurz.
Text: Johannes Jungehülsing/STRAIGHT Redaktion Fotos: BRLO