Seit 2011 gibt es eine Stiftung, die Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, trans- und intergeschlechtliche sowie queere Personen, kurz LSBTTIQ, in Deutschland kennen sollten: Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld. Deren Vorstand ist Jörg Litwinschuh, der zusammen mit seinem fünfköpfigen Team für mehr Sichtbarkeit und Gerechtigkeit LSBTTIQ Menschen sorgt. Unter anderem fördert die Bundesstiftung Bildungs- und Forschungsprojekte. Aktuell werden neue gesucht. Besonders lesbische Konzepte sind erwünscht. Also aufgepasst und Antrag für eine Förderung fertig machen.
Eine Finanzierungsspritze hilft und schafft Möglichkeiten. Davon profitierte zum Beispiel schon der Kölner Wissenschaftler Dominic Frohn. Mit der Förderung war ein Relaunch seiner Studie „Out im Office“ möglich. In der Forschungsarbeit geht es darum, wie offen Menschen mit ihrer Homosexualität am Arbeitsplatz umgehen. Dass eine solche Förderung wirksam ist, dass können wir auch bestätigen. Wir haben die Ergebnisse von Dominic Frohn genutzt für unseren Artikel übers Lesbisch sein im Job. Von der Förderung der Stiftung hat damit nicht nur der Geförderte etwas, sondern viele mehr. Wir meinen die Gesellschaft. Denn Sichtbarkeit und Praxis wirkt gegen Diskriminierung. Das sieht auch die Stiftung so und sucht wieder nach neuen Projekten, die sie fördern kann. Noch bis zum 15. April nimmt die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld (BMH) Anträge entgegen. Besonders willkommen sind Bewerbungen von Lesben. Warum, das erklärt Dr. Carolin Küppers, die seit 2015 die wissenschaftliche Referentin für Gesellschaft, Teilhabe und Antidiskriminierung bei der BMH und Mitglied der Fachgesellschaft Gender Studies und der European Sociological Association ist.
Warum ist es besonders wichtig, lesbische Projekte zu fördern?
Lesbische Projekte und Organisationen sind häufig kleiner und finanziell schlechter aufgestellt als schwule Projekte und Organisationen, weshalb sie es schwerer haben große Projektförderungen zu beantragen, die beispielsweise einen höheren Eigenanteil erfordern. Hier unterstützen zu können ist uns ein großes Anliegen und wir freuen uns immer, wenn wir spannende und sinnvolle lesbische Projekte ermöglichen können, die ansonsten nicht umgesetzt werden können.
Welche Erklärung haben Sie, dass Lesben im Vergleich zu Schwulen deutlich unterrepräsentiert sind – generell, als auch bei den Projekten?
Bei den geförderten Projekten sind Lesben inzwischen gar nicht mehr unterrepräsentiert, weil wir da sehr darauf achten. Die Frage, warum Lesben in LesBiSchwulen Zusammenhängen oft unterrepräsentiert sind ist hingegen eine, die sicher schon sehr oft gestellt wurde und die sich nicht eindimensional beantworten lässt. Ganz sicher spielen hier auch allgemein Geschlechterverhältnisse mit rein, in denen Frauen weniger sichtbar und repräsentiert sind, seltener in hohen Positionen oder in Sprecher*innen-Positionen zu finden sind.
Welches lesbische Projekt, das sie gefördert haben, ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Ein Chor aus Köln, die Rheintöchter, über den wurde ein toller Dokufilm produziert. Wir haben den Film gefördert, ich war auch bei der Premiere dabei.
Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld gibt es seit fünf Jahren. Wie hat sie sich aus Ihrer Sicht hinsichtlich lesbischer Themen verändert?
Es hat sich meines Erachtens einiges zum Positiven verändert, wobei ich auch sagen muss, dass da bereits von Anfang an sehr viel Offenheit da war. Ich bin inzwischen seit zwei Jahren im Team und habe von Anfang an wahrgenommen, dass ich gehört wurde und eine Kolleg*innen sehr offen für lesbische, trans* und queere Themen waren. Da ich in den Gender Studies promoviert habe, ist mir ein kritisches Hinterfragen aktueller Geschlechterverhältnisse wichtig, denn Homophobie und Sexismus können nicht getrennt voneinander betrachtet werden. Dies ist seitens der Stiftung sehr positiv aufgenommen worden. Ebenso gibt es eine hohe Sensibilität für die Notwendigkeit die komplette Bandbreite an sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen Identitäten sichtbar zu machen. Aktuell hat es daher Priorität, vor allem Lesben, Trans* und Inter*-Initiativen und -Projekte zu fördern
Die Einreichungsfristen 2017 sind der der 15. April 2017 (Poststempel) und der 15. Oktober 2017 (Poststempel). Hier geht es zu den Bewerbungsunterlagen. Frauen vor!